Probleme entstehen in unserer Wahrnehmung
Kennst du das? Du siehst dich immer wieder mit den gleichen Problemen konfrontiert, während andere die gleichen Situationen scheinbar problemlos meistern? Woran liegt das? Ganz einfach: Ein „Problem“ existiert nicht einfach so. Es entsteht durch die Art, wie wir die Welt sehen und was wir aus ihr machen. Unsere Wahrnehmung und die Filter, durch die wir die Dinge betrachten, spielen eine entscheidende Rolle. Und genau hier steckt auch eine riesige Chance für Veränderung! Denn Probleme entstehen durch unsere Wahrnehmung.
Deine Wahrnehmung als Schlüssel
Alles, was du wahrnimmst, geht durch deinen persönlichen Filter – geprägt von deinen Erfahrungen, Überzeugungen und inneren Denkmustern. Wenn wir auf Konflikte oder Herausforderungen stoßen, ist das Problem oft weniger die Situation selbst, sondern unsere Interpretation davon. Die gute Nachricht ist: Was du durch deine Wahrnehmung erschaffst, kannst du auch durch sie verändern!
Das Prinzip der Utilisation: Dein aktueller Zustand als Ressource
Hier kommt das Prinzip der Utilisation von Gunther Schmidt ins Spiel – eine meiner liebsten Techniken im Coaching. Bei der Utilisation geht es darum, alles, was bereits da ist, aktiv zu nutzen, statt dagegen anzukämpfen. Wir fragen uns nicht „Wie beseitige ich dieses Problem?“, sondern „Wie kann ich es für mich nutzen?“.
Ein Beispiel: Stell dir vor, du fühlst dich immer wieder überfordert im Job. Anstatt das als „schwache Seite“ abzutun, könnte es ein Hinweis auf tieferliegende Themen sein – zum Beispiel auf innere Bedürfnisse, auf Werte, die dir wichtig sind, oder auf Bereiche, wo du klare Grenzen setzen möchtest. Im Coaching gehen wir diesen Spuren nach und schauen, wie dir dieses Gefühl als Ressource dienen kann, um deinen Alltag bewusster und zufriedener zu gestalten.
Praktische Methoden, die du direkt umsetzen kannst
Damit du die Utilisation direkt für dich ausprobieren kannst, hier einige konkrete Tipps:
- Frage dich: „Was will mir dieses Problem sagen?“
Wenn du das nächste Mal vor einer Herausforderung stehst, stelle dir diese Frage und nimm dir Zeit für die Antwort. Du wirst überrascht sein, wie oft ein „Problem“ eigentlich ein Wegweiser für deine unerfüllten Bedürfnisse ist. Beispiel: Deine Arbeit langweilt dich. Das könnte ein Hinweis dafür sein, dass du wechselnde Kontexte oder eine Herausforderung brauchst. - Nutze die Kraft der Selbstreflexion
Plane regelmäßige „Denkzeiten“ ein, in denen du in Ruhe reflektierst, was dir deine Herausforderungen im Alltag aufzeigen. Halte diese Erkenntnisse schriftlich fest – so gewinnst du Abstand und Klarheit. Durch diese Abstandsbildung werden Probleme im wahrsten Sinne des Wortes „greifbar“ und damit bearbeitbar. Frage dich konkret, was ist genau mein Problem. Welche Bedürfnisse sind nicht befriedigt. Was ist genau mein Wunschzustand? Wer ein Problem hat, der trägt bereits in sich die Lösung. Probleme entstehen aus der Diskrepanz zwischen aktuellem Zustand und Wunschzustand. Wenn du das alles für dich formulierst, gewinnst du sehr viel Klarheit. Beispiel: Du hast ein angespanntes Verhältnis zu deinen Eltern. Sie verstehen deine beruflichen Entscheidungen nicht. Du wünschst dir, dass sie dir vertrauen und sich vielleicht ohne Vorbehalte für deinen Beruf interessieren. Du wünschst dir eine Verbindung auf Augenhöhe ohne Bewertung. Wenn du dir das schriftlich klargemacht hast, dann kannst du versuchen, deinen Eltern dieses Bedürfnis zu vermitteln. Ihr könnt dann überlegen, wie und ob sie sich darauf einlassen können und fühlen sich vielleicht auch eingeladen, ihre Ängste und Sorgen mit dir auf Augenhöhe zu teilen. - Verändere deinen Blickwinkel
Versuche, die Situation einmal aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Frage dich: „Wie würde mein bester Freund das sehen?“, oder „Was würde ein neutraler Beobachter sagen?“ Dadurch fällt es dir leichter, neue Möglichkeiten zu erkennen. Möglicherweise bewerten andere Menschen dieselbe Situation ganz anders und sehen Chancen, wo du Hindernisse siehst. Beispiel: Du hast das Gefühl, nicht genug Zeit für deine Familie zu haben und sie zu vernachlässigen. Dein*e Partner*in sieht das anders, sondern bewundert dich für deine vielfältigen Hobbys und für die anregenden Gespräche darüber. - Mach dir bewusst, dass jeder Filter veränderbar ist
Erinnere dich daran, dass deine Sichtweise nicht in Stein gemeißelt ist. Du hast jederzeit die Freiheit, deinen Filter anzupassen und die Realität ein wenig anders zu sehen. Gib dir die Chance, mit kleinen Schritten zu experimentieren. Manchen Personen hilft hierzu Metaphernarbeit. Womit würdest du deine gegenwärtige Problemsituation vergleichen, einem Stein, einem Ei, einer Badewanne…? Probiere verschiedene Bilder aus und schau, welche Assoziationen auftauchen und was das mit deiner Problemwahrnehmung macht. Du wirst merken, dass die lockerer wirst und du die Situation als veränderbar wahrnehmen wirst.